Österreich stärkt Standort mit höherer Prämie
Die Industrie soll in Österreich ab 2018 einen noch höheren Steuervorteil für Forschung und Entwicklung erhalten. Die Politik hebt die Forschungsprämie deutlich an. Boehringer Ingelheim baut seinen Wiener Campus aus.
Um große Worte ist Harald Mahrer selten verlegen. Der österreichische Wirtschaftsstaatssekretär – ein ehemaliger PR-Manager – verspricht Großes für die Alpenrepublik. „Mein Ziel ist es, Österreich von einem Innovations-Follower zu einem Innovations-Macher zu entwickeln“, sagt der ÖVP-Politiker vor der Auslandspresse in Wien. „Wir wollen Forschung und Entwicklung größtmöglich fördern.“
Wenn es nach Mahrer geht, soll Österreich künftig noch mehr Unternehmen für Forschung und Entwicklung anziehen. Der Hebel, um die Standortattraktivität des Alpenlandes zu steigern, ist eine Steigerung der Forschungsprämie von bislang zwölf auf 14 Prozent. Darauf haben sich die Regierungsparteien von SPÖ und ÖVP geeinigt. Zum Jahresbeginn soll der Steuervorteil für innovative Unternehmen bereits gelten. „Damit wollen wir insbesondere internationale Unternehmen zu noch mehr Investition in Forschung und Entwicklung ermutigen“, sagte Mahrer. „Wir sind existenziell darauf angewiesen, dass wir Produkte und Dienstleistungen hervorbringen, die international auf Top-Niveau sind“, sagte der promovierte Ökonom.
Bei den Unternehmen kommt das Vorhaben der österreichischen Regierung gut an. „Für uns ist die Erhöhung der Forschungsprämie positiv und trägt dazu bei, dass wir weiter investieren“, sagte eine Sprecherin des Pharmakonzerns Boehringer Ingelheim, der in Wien einen wichtigen Forschungsstandort mit 280 Mitarbeitern in F&E-Bereich besitzt. Mit Forschungsausgaben von 200 Millionen Euro ist Boehringer Ingelheim nach Konzernangaben das forschungsintensivste Pharmaunternehmen in Österreich.
Die Stärkung des Innovationsstandortes kostet dem hoch verschuldeten Österreich freilich viel Geld. „Wir gehen von einer Belastung von insgesamt von 1,2 Milliarden Euro aus“, sagte Mahrer und fügt an. Es koste dem Staat quasi nichts, da durch diese Steuervergünstigung nur Mindereinnahmen entstünden, sagte der Wirtschaftsstaatssekretär.
Eine Studie der österreichischen Regierung kommt zu dem Schluss, dass jeder Euro, der in die Forschung investiert wird, Ausgaben von 2,26 Euro auslöst. Die direkte und indirekte Forschungsförderung ist eines der gemeinsamen Ziele in der ansonsten zerstrittenen rot-schwarzen Regierung in Wien. „Wir haben in den vergangenen fünf Jahren fast 11000 zusätzliche Spitzforschungsplätze nur durch die Forschungsprämie geschaffen“, sagt Mahrer.
Derzeit liegt Österreich bei den Forschungsausgaben im privaten und staatlichen Bereich in Europa auf Platz zwei nach Mahrers Angaben. Laut EU-Statistikbehörde Eurostat befindet sich Österreich bei den Aufwendungen für Forschung und Entwicklung an fünfter Stelle, aber noch vor Deutschland, Großbritannien und Frankreich. Zuletzt waren die Aufwendungen von Unternehmen für Forschung und Entwicklung auf annähernd sieben Milliarden Euro gestiegen. Nach einer kürzlich vorgestellten Studie des Wirtschaftswissenschaftlers Christian Keuschnigg wird die Forschungsprämie von rund drei Viertel aller forschungstreibenden Unternehmen in Österreich in Anspruch genommen.
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10.04.2017, Quelle: Handelsblatt
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