Noch sind erst drei Prozent der österreichischen Industriebetriebe mit künstlicher Intelligenz ausgestattet. Aber laut Prognosen soll bis 2025 der Digitalisierungsprozess kräftigen Schub erhalten. Welche staatlich geförderten Initiativen, Entwicklungszentren und Ausbildungsmöglichkeiten die Industrie 4.0 fördern sollen.
In Graz wird derzeit fünfte „Summit Industrie 4.0“abgehalten, den die Plattform Industrie 4.0 Österreich in diesem Jahr zusammen mit der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG und der BABEG Kärntner Betriebsansiedlungs- und Beteiligungsgesellschaft in Graz ausrichtet. 600 Teilnehmer haben sich für die Großteils virtuellen Vorträge angemeldet.
Die aktuelle Situation hat der Digitalisierung einen weiteren kräftigen Schub gegeben, der in der Produktion durch Industrie 4.0 bereits seit einigen Jahren eingeläutet worden ist. Auch die Produktion profitiert vom verstärkten Einsatz smarter Lösungen: Fernwartung, Remote-Zugriffe auf Prozesse oder Big-Data-Lösungen, um Daten intelligent zu nutzen. Dabei spielt auch die weitere Qualifizierung der Mitarbeiter eine entscheidende Rolle. „Die Investitionsprämie mit einem Fokus auf Digitalisierung ist dabei eine wirkungsvolle Maßnahme. Das zeigt auch das hohe Interesse daran“, so Stefan Rohringer, Vorstandssprecher für Forschung und Entwicklung der Industriellenvereinigung Steiermark.
Digitalisierung: In zehn Jahren 38 Milliarden Euro Wertschöpfung
Experten der Plattform gehen davon aus, dass durch die COVID-19-Pandemie neue, lokalere Geschäftsmodelle und Marktplätze entstehen und die Produktion noch mehr nach Europa zurückverlagert wird. Der Digitalisierungsprozess werde laut Schätzungen der Plattform Summit Industrie 4.0 hierzulande im 10-Jahresvergleich bis 2025 eine zusätzliche Produktion in der Höhe von 48 Milliarden Euro und 38 Milliarden Euro an Wertschöpfung generieren.
Erst drei Prozent der Produktionsbetriebe setzen auf künstliche Intelligenz – starkes Wachstum bis 2025 erwartet
Künstliche Intelligenz (KI) wird immer wichtiger, weil so in großen Datenmengen Muster erkannt und komplexe, interdependente Systeme entwickelt werden können. In Österreich setzen erst drei Prozent der Produktionsbetriebe auf KI – bis 2022 soll sich dieser Anteil laut AIT vervierfachen. Die Ausgaben für KI betrugen in der Europäischen Union im Vorjahr sechs Milliarden Euro, bis 2025 wird von einer Steigerung auf 22 Milliarden Euro ausgegangen. KI entwickelt sich zunehmend zu einer Universaltechnologie, die präzisere Prognosen, Empfehlungen und Entscheidungen ermöglicht und die Produktivität steigert. Um das Potenzial von KI auszuschöpfen, sind ergänzende Investitionen in Daten, Kompetenzen und digitalisierte Arbeitsabläufe sowie Änderungen der organisatorischen Abläufe notwendig, wie die OECD festhält. Künstliche Intelligenz hat vor allem dann Erfolg, wenn sie den Menschen unterstützt und nicht ersetzt, so die Experten am Summit Industrie 4.0.
Diese Forschungsinitiativen der Industrieplattform wurden präsentiert:
Digitalisierung wird mit 21,5 Millionen Euro gefördert
Die Digitalisierung hat durch COVID-19 eine zusätzliche Bedeutung bekommen. Um diese Modernisierung voranzutreiben, hat die Arbeiterkammer Steiermark den AK Zukunftsfonds ins Leben gerufen. „Von der Digitalisierung sollten sowohl die Beschäftigten als auch die Unternehmer profitieren. Die AK fördert daher in den kommenden Jahren Initiativen und Ideen mit 21,5 Millionen Euro, die zum Gelingen der Digitalisierung aus Sicht der Beschäftigten beitragen“, erklärt AK Steiermark-Präsident Josef Pesserl. In bisher zwei Runden wurden für 25 Projekte rund 1,8 Millionen Euro an Förderungen vergeben. Die dritte Runde startete im Herbst und es wurden bereits 29 Projekte eingereicht. Ebenso stellt die AK Steiermark für Telearbeitsplätze im Zuge der Corona-Hilfsmaßnahmen ein Budget von 2,6 Millionen Euro zur Verfügung.
Digitale Grundausbildung soll im kommenden Jahr starten
Bei der Digitalisierung kommt der Qualifikation der Mitarbeiter eine wichtige Rolle zu. Deshalb wird unter anderem jungen Frauen das „Digital Pioneers – Dein freiwilliges digitales Jahr“ angeboten. Das von der Plattform Industrie 4.0 und der Arbeiterkammer Vorarlberg ins Leben gerufene und vom AK DigiFonds finanzierte Projekt ermöglicht eine digitale Grundausbildung mit anschließender Praxiserfahrung und soll im kommenden Jahr starten.
Kooperation zwischen Betrieben und Wissenschaft in der Sachgüterindustrie wird gefördert
Auch Forschung in Betrieben ist wichtig, um die Innovationsfähigkeit zu erhalten. 2012 hat deshalb das Ministerium für Innovation und Technologie das Programm „Produktion der Zukunft“ initiiert, das die Kooperation zwischen Wirtschaft und Wissenschaft in der Sachgüterindustrie fördert. Im Fokus stehen dabei innovative Forschungsprojekte in den Themenfeldern Effizienz und Qualität der Produktion, Werkstoffe, Oberflächen und Nanotechnologie, Kritische Rohstoffe sowie Biobased Industry.
Graz: Cybersecurity Campus, Entwicklungszentrum für Datenanalyse und Datenmanagement
Die Technische Universität Graz betreibt seit 2019 den Cybersecurity Campus, der Forschung, Ausbildung, Prüfung und Zertifizierung im Bereich IT-Sicherheit bündelt und bis zu 400 neue Arbeitsplätze schaffen soll. Ebenfalls an der TU Graz entsteht das DATA HOUSE, das als Entwicklungszentrum für Datenanalyse und neue digitale Anwendungen. Das „Institut für interaktive Systeme und Datenwissenschaften“ der TU, das Kompetenzzentrum Know Center und den Science Park Graz, sondern auch Klein- und Mittelunternehmen aus dem Bereich Datenmanagement unter einem Dach vereinen soll.
Kärnten: Standort für Technologiekompetenz soll Projekte zur digitalen Reife bringen
In Kärnten versucht die BABEG, die Betriebsansiedlungs- und Beteiligungsgesellschaft, einen Standort für Technologiekompetenz zu etablieren. Dabei steht auch die Digitalisierung im Fokus, bei denen im besten Fall Bildung, Forschung und Wirtschaft miteinander vernetzt werden. Mit dem speziellen „Industrie 4.0-Programm“ der BABEG sollen Projekte, die die digitale Reife der Kärntner Industrie ankurbeln, initiiert und gefördert.
Silicon Alps Cluster, Silicon Austria Labs oder Digital Innovation Hub Süd
Überdies wurden mit der Beteiligung der BABEG an der Joanneum Research Forschungsgesellschaft die Weichen für die ‚Forschungsachse Süd‘ gelegt und aufgrund dessen weitere Maßnahmen im Bereich F&E gemeinsam mit der Steiermark wie Silicon Alps Cluster, Silicon Austria Labs oder Digital Innovation Hub Süd auf- bzw. ausgebaut.
Modernes 5G-Testablor für Kärnten – Coing School am Wörthersee
Für Kärnten wurde auch der sogenannte 5G Playground ins Leben gerufen, einer der modernste 5G-Testlabor für Forschung und Entwicklung in Österreich. Es steht Unternehmen und Forschungseinrichtungen zur Verfügung, die unter optimalen Bedingungen Produkte und Anwendungen testen möchten. Eine weitere Initiative ist die Coding School Wörthersee: Hier werden junge Talente als Coder oder Developer in spezialisierten Intensivlehrgängen ausgebildet und laufend die aktuellsten Erfordernisse sowie Bedingungen der Branche miteinbezogen.
Die Industrie ist der Jobmotor Österreichs: Mehr als die Hälfte aller Arbeitsplätze – 2,6 Millionen – werden hierzulande dadurch gesichert. Der Beitrag der österreichischen Industrie zur Wertschöpfung des Landes liegt mit fast 190 Milliarden Euro bei 55 Prozent. Damit das auch in Zukunft so bleibt, muss die heimische Industrie die Chancen der digitalen Transformation – Industrie 4.0 – nutzen und diesen Strukturwandel proaktiv mitgestalten. Leitbild dafür ist eine hochautomatisierte und vernetzte industrielle Produktions- und Logistikkette, welche die Unternehmensstrukturen, Produktions-, Geschäfts- und Arbeitsprozesse der Zukunft grundlegend verändern wird. Wesentlich dabei ist, Forschung, Entwicklung und Innovation weiter voranzutreiben, die Qualifikation – insbesondere im MINT-Bereich – zu stärken, österreichische Initiativen zu vernetzen und über die Plattform Industrie 4.0 aufeinander abzustimmen.
KI verändert Unternehmensstrukturen, Produktions-, Geschäfts- und Arbeitsprozesse völlig
Die Industrie schafft in Österreich mehr als die Hälfte aller Arbeitsplätze. 2,6 Millionen Jobs werden dadurch gesichert. „Die Wertschöpfung der österreichischen Industrie liegt mit fast 190 Milliarden Euro bei 55 Prozent. „Damit das auch in Zukunft so bleibt, muss die heimische Industrie den Strukturwandel durch die digitale Transformation nutzen“ so die Experten swe Plattform der Industrie 4.0. Angestrebt wird eine hochautomatisierte und vernetzte industrielle Produktions- und Logistikkette, welche die Unternehmensstrukturen, Produktions-, Geschäfts- und Arbeitsprozesse der Zukunft grundlegend verändern wird. „Vor allem Qualifikation im MINT-Bereich sollen gestärkt werden, die österreichische Initiativen sollen sich vernetzen und über die Plattform Industrie 4.0 aufeinander abzustimmen“, so die Forderung der Industrieexperten.
14.12.2020, Quelle: Trend
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