Die heimische Wirtschaftsleistung ist heuer zu Jahresbeginn leicht gewachsen. Gegenüber dem Vorquartal ergab sich ein realer Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,2 Prozent, wie aus der aktuellen Schnellschätzung des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO) vom Mittwoch hervorgeht. Auch in Deutschland gab es ein kleines Wachstum.
Die Industrie in Österreich habe erstmals seit sieben Quartalen wieder einen leichten Anstieg der Wertschöpfung verbucht. Im Jahresvergleich lag der Rückgang der Wirtschaftsleistung bei 0,7 Prozent. Das Plus im ersten Quartal 2025 markiert eine erste Wende, nachdem die Wirtschaftsleistung auf Quartalsbasis rund zweieinhalb Jahre stagniert hatte bzw. geschrumpft war, schrieb das WIFO in der Aussendung.
Positive Impulse kamen von der Industrieproduktion, laut Schnellschätzung dürfte die Wertschöpfung zum Vorquartal um 0,6 Prozent gestiegen sein. Die Bauwirtschaft sei unterdessen weiter von einer trägen Dynamik bestimmt (minus 0,2 Prozent).
Rückgänge in Handel und Gastronomie
Auch die konsumnahen Dienstleistungen verbuchten eine schwache Entwicklung. Im Bereich Handel, Verkehr, Beherbergung und Gastronomie ging die Wertschöpfung laut WIFO um 0,4 Prozent zurück. Bei den sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen ergab sich ein Plus von 0,5 Prozent.
Nachfrageseitig habe die Konsumnachfrage die Konjunktur gestützt. Die Nachfrage privater Haushalte sei marginal um 0,1 Prozent gestiegen, jene der öffentlichen Hand deutlicher um 0,4 Prozent. Die Bruttoanlageinvestitionen seien mit minus 0,1 Prozent leicht gesunken. Weitere leichte Wachstumsimpulse für das BIP lieferte der Außenhandel: Die Exporte seien um 1,4 Prozent gestiegen, die Importe hätten um 1,1 Prozent zugelegt.
Grafik: APA/ORF; Quelle: WIFO
Euro-Raum: 0,4 Prozent Wachstum
Die Wirtschaftsleistung im Euro-Raum wuchs in den ersten drei Monaten des Jahres ebenfalls. Das BIP in den 20 Euro-Ländern stieg im Vergleich zum Vorquartal um 0,4 Prozent, wie das EU-Statistikamt Eurostat mit Sitz in Luxemburg am Mittwoch in einer ersten Schätzung mitteilte. In der gesamten EU legte die Wirtschaftsleistung um 0,3 Prozent zu.
Im vierten Quartal 2024 war das BIP im Euro-Raum um 0,2 Prozent gewachsen, gebremst von der damals schrumpfenden Wirtschaftsleistung in Deutschland. Das mit Abstand stärkste Wachstum im Euro-Raum verzeichnete den ersten Schätzungen zufolge Irland mit 3,2 Prozent. In Spanien und Litauen wuchs das BIP um jeweils 0,6 Prozent.
Als einziges der EU-Länder, für die zum Berechnungszeitpunkt bereits Daten für das erste Quartal vorlagen, verzeichnete Ungarn einen Rückgang des BIP (minus 0,2 Prozent). Mitte Mai legt das Statistikamt eine detailliertere zweite Schätzung vor. Das BIP für das letzte Quartal 2024 hatten die Statistikerinnen und Statistiker nach ihrer ersten Schätzung zuletzt zweimal nach oben korrigiert
Deutschland: Auch 0,2 Prozent Wachstum
Auch die deutsche Wirtschaft startete mit einem leichten Wachstum ins Jahr und vermied damit eine Rezession. Das BIP der größten Volkswirtschaft der EU legte von Jänner bis März um 0,2 Prozent zum Vorquartal zu, wie das deutsche Statistische Bundesamt am Mittwoch in seiner ersten Schätzung mitteilte. Befragte Ökonomen hatten ein Plus in dieser Höhe erwartet.
Eine Rezession wurde damit verhindert: Im Schlussvierteljahr 2024 war Europas größte Volkswirtschaft noch um 0,2 Prozent geschrumpft. Zwei Minus-Quartale in Folge gelten als technische Rezession. Für den positiven Jahresauftakt sorgten „sowohl die privaten Konsumausgaben als auch die Investitionen“, so das Statistikamt. Beide seien höher gewesen als im Vorquartal.
Die deutsche Bundesbank rechnet allerdings auch durch den von US-Präsident Donald Trump losgetretenen Zollkonflikt mit einem Dämpfer im laufenden Frühjahrsquartal. Die Wirtschaftsleistung könne dann „einen Rückschlag erleiden“, heißt es im aktuellen Monatsbericht.
Leichter Zuwachs in Italien
Die italienische Wirtschaft wuchs im ersten Quartal 2025 ebenfalls leicht. Das BIP legte im Vergleich mit den letzten drei Monaten 2024 um 0,3 Prozent zu, wie das italienische Statistikamt ISTAT am Mittwoch auf Basis vorläufiger Daten mitteilte. Damit wurden die Erwartungen übertroffen. Denn Ökonominnen und Ökonomen hatten nur mit einem Plus von 0,2 Prozent gerechnet.
Im Vergleich zum Vorjahresquartal betrug der Zuwachs der drittgrößten Volkswirtschaft der Euro-Zone 0,6 Prozent, ebenfalls mehr als erwartet. Die Regierung in Rom hat gerade ihre Wachstumsprognose für das Gesamtjahr 2025 halbiert und rechnet jetzt nur noch mit einem Plus von 0,6 Prozent. Der Handelskrieg der EU mit den USA spielte dabei eine wichtige Rolle.
red, ORF.at/Agenturen
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