Die österreichische Forschungsförderungsgesellschaft feiert beim FFG-Forum am 11. September ihr 20-jähriges Bestehen. Die beiden Geschäftsführerinnen, Henrietta Egerth und Karin Tausz, ziehen Bilanz – und blicken nach vorn.
Von Alice Senarclens de Grancy
Vor 20 Jahren wurde die österreichische Förderlandschaft völlig erneuert. Für die anwendungsorientierte Forschung wurde die Forschungsförderungsgesellschaft FFG gegründet. Henrietta Egerth war von Anfang an als Geschäftsführerin dabei. Worauf sie stolz ist? Dass man sich weg vom reinen Fördergeber, hin zu einer Innovationsdrehscheibe entwickelt habe, sagt sie heute. Die FFG wickelt mittlerweile große Infrastrukturprogramme wie den Ausbau des Breitbandinternets oder Förderungen von emissionsarmen Bussen ab. Alles Grundlagen, auf denen die großen Herausforderungen der Zeit gelingen sollen – und damit die ideale Ergänzung, wie Co-Geschäftsführerin Karin Tausz bekräftigt.
Es braucht mehr Tempo
Dabei gelte es stets, die Bedürfnisse der Wirtschaft zu kennen. „Wir haben unter anderem eine exzellente Zusammenarbeit mit den Standort- und Wirtschaftsagenturen in den Bundesländern, die mit den Augen und Ohren direkt vor Ort bei den Unternehmen sind“, schildert Tausz. Diese stünden unter enormem Innovationsdruck. Und die FFG macht das Tempo mit. „Was wir teurer werden am Standort Österreich, müssen wir schneller und besser werden im Förderverhalten“, sagt Egerth. Was bremst dabei? Manche Regulative seien zu aufwendig. In deren Reduktion sieht Egerth eine große Aufgabe für die Politik in der kommenden Legislaturperiode.
Vielfach fehlten aber auch funktionierende Geschäftsmodelle, damit Erkenntnisse in der Anwendung ankommen. „Eine neue Technologie stellt noch keinen Wert dar. Erst das Geschäftsmodell schafft den Wert“, erläutert Egerth. Sie sieht hier Defizite in Europa, aber auch in Österreich. „Wir sind sehr gut beim Thema Technologientwicklungen. Das hilft mir aber nichts, wenn ich sie nicht rauskriege ins Feld“, pflichtet Tausz bei.
Die Kleinen stärken
Künftig wolle man etwa Klein- und Mittelbetriebe, die sich keine eigene Forschungsabteilung leisten können, besser stärken. Außerdem sollen Start-ups nicht nur zu Beginn unterstützt werden, sondern auch, wenn sie wachsen wollen, listet Tausz einige wichtige Vorhaben auf. „Alles, was wir tun, dreht sich um die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit und des Standorts.“
Viel sei in den vergangenen zwei Jahrzehnten etwa im Automotive-Bereich, in der Materialforschung, der Medizin oder der Quantentechnologie gelungen. Wie war das Gefühl, beim Start der Ariane 6 dabei zu sein und zu wissen, dass österreichische Technologie mit an Bord ist? „Großartig“, sagt Tausz, die der Weltraumforschung international wachsende Bedeutung attestiert. Generell gelte es, bei wichtigen Entwicklungen dranzubleiben, aber auch auf Trends zu reagieren. Künstliche Intelligenz könnte etwa noch großes Potenzial für heimische Firmen bieten.
Ein Hebel für die Wirtschaft
Die Zahl der Forschungsprojekte hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten jedenfalls vervielfacht: Wurden anno 2004 noch 1084 Projekte bewilligt, so waren es 2023 insgesamt 7736. Rund 12,9 Milliarden Euro wurden im Rahmen der Forschungsförderungen in den vergangenen beiden Jahrzehnten vergeben. Eine „enorme Summe“, wie Egerth selbst feststellt. Doch auch wenn man 2022 mit zwei Milliarden Euro Budget für Ausschreibungen ein „All-time-High“ erreicht habe, musste man etwa im Vorjahr 22 Prozent förderwürdiger Projekte ablehnen. „Es gäbe tatsächlich mehr gute Ideen, als wir fördern können“, sagt Tausz.
Was also wünscht man sich für die Zukunft? Ziel sei eine Forschungsquote von vier Prozent, erklären die beiden Geschäftsführerinnen. Es brauche die Erhöhung, um keine Seitwärtsbewegung zu erleben, sagt Egerth. Sie wünscht sich für das Kerngeschäft der FFG, die Forschungsförderung, eine Steigerung von 300 bis 500 Millionen Euro pro Jahr und erinnert: „Forschung hat einen großen Hebel auf die Gesamtwirtschaft.“ Und Tausz verweist darauf, dass Österreich im European Innovation Scoreboard 2024 „Innovation Leader“ werden wolle. Immerhin: Derzeit liegt man als „Strong Innovator“ auf Platz sechs im Europa-Vergleich.
Quelle:
Medieninhaber/Herausgeber: Die Presse, Ausgabe vom Samstag 7. September 2024
Autor/Ansprechpartner: Alice Senarclens De Grancy
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